Lesen und Schreiben im Spätmittelalter corvina logo

Szerző: Hajdu Helga
Szerkesztő: Thienemann Tivadar
Cím: Lesen und Schreiben im Spätmittelalter
Sorozatcím: Specimina Dissertationum Facultatis Philosophicae Regiae Hungaricae Universitatis Elisabethianae Quinqueecclesiensis ; 26
Megjelenési adatok: Verlagsanstalt Danubia, Pécs - Fünfkirchen, 1931.

coverimage DIE ERSTE SEKTE des Mittelalters, die im Volke, d. h. in seinen unteren Schichten, den Drang nach evangeliummäßigem Leben anschürt, ist die Sekte der Katharer (Al-bigenser). Ihre Anhängerschaft, in ihrer großen Masse, besteht aus den Armen und Bedrückten,1 dem ungeschulten Volke, das weder lesen noch schreiben kann; das Mittel zur Verbreitung ihrer Lehre ist daher vornehmlich das gesprochene Wort, der Hauptbestandteil ihrer Gottesdienste ist die Predigt über die Hl. Schrift, doch besitzen sie romanische Übersetzungen des Neuen Testaments,2 mit deren Hilfe die Wanderprediger die Worte des Evangeliums dem Volke ins Gedächtnis einprägen. Auch verfassen die Gelehrteren unter den Häresiarchen lateinische apologetische Schriften, aus denen ihre katholischen Gegner die ketzerischen Irrtümer widerlegen, sie kompilieren und korrumpieren katholische Schriften und bieten sie feil.3 Lieder und Traktate in der Volkssprache tragen ihre Lehren in immer breitere Kreise. Daneben besteht eine heftige Opposition gegen die Schriftgelehrten, die orthodox-katholische Gelehrsamkeit.4 Sie stützen sich eben nur auf die einfach-populäre Kenntnis und Auslegung des Gotteswortes, ohne viel Buchgelehrsamkeit. Spuren einer noch ganz primitiven Schriftlichkeit, das Keimen eines durch die katholische Kirche früher nicht gestillten Bedürfnisses nach eigener Lektüre religiöser Schriften in der Schar der „credentes" sind deutlich wahrnehmbar, der erste Anstoß zur Entwicklung späteren volkstümlichen Lesens und Schreibens ist hier gegeben; die Sekte der Katharer geht baldigem Untergang entgegen, doch die neuerwachte Sehnsucht des niederen, kirchlicherseits geistig vernachlässigten Volkes pflanzt sich im Stillen fort, dringt immer weiter und weiter und kommt zunächst in der religiösen Bewegung der Waldenser zum Durchbruch. Einzelne Anzeichen des Bedürfnisses der einfachen Laien nach selbständigem, eigenmächtigem Lesen zur Aneignung selbst gewonnenen Wissens um die Dinge des Glaubens (und somit Züge der neuen Schriftlichkeit), lassen sich in und aus der Entstehung, Verbreitung und Lehre der wal-densischen Häresie deutlich wahrnehmen. Wohl war es ursprünglich die Absicht des Waldes, nur eine Vereinigung zur Predigt des Evangeliums zu stiften um durch die mündlich verbreitete Kenntnis des Gotteswortes weite Kreise des „populus laicus, simplex, illiteratus" für den Geist des Lebens nach den Worten des Evangeliums zu gewinnen. Predigt und freiwillige Armut waren der ursprüngliche Zweck der Vereinigung gleichgesinnter Männer, die von Waldes geleitet wurden;1 doch die Erscheinungen, die infolge 4 So bes. bei den Bogamilen, ähnlich in den enthusiastischen Sekten und Richtungen des Mittelalters. Vgl. hierzu Kropatschek, Das Schriftprinzip der luth. Kirche. Geschichtliche und dogmatische Untersuchungen.
Kategóriák: Irodalomtudomány
Tárgyszavak: Irodalomtörténet, Specimina, Olvasástörténet
Formátum: OCR szöveg
Típus: könyv

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Tartalomjegyzék

Buchhülle
Titelblatt
Impressum
Inhalt
[3]-4
ERSTER TEIL. ENTWICKLUNG DES LESE- UND SCHREIBEBEDÜRFNISSES IM VOLKE (12—15. JAHRHUNDERT)
[5]-45
   I. Die religöse Bewegung
[5]-37
      A. Die Katharer
[5]-6
      B. Die Waldenger
6-15
      C. Die Franziskaner
15-17
      D. Die Mystik
17-20
      E. Die Brüder vom gemeinsamen Leben
20-34
      F. Die Hussiten
34-37
   II. Die Kirche und die selbsttätige Frömmigkeit des Volkes
37-43
   III. Die weltlichen Beweggründe zur Aneignung der Lese- und Schreibekunst
43-45
ZWEITER TEIL. FORMEN DER VOLKSTUMLICHEN SCHRIFTLICHKEIT IM SPÄTMITTELALTER
[46]-61
   I. Das Lesen
[46]-51
   II. Das Schreiben
52-55
   III. Das Buch
55-58
   IV. Die außerschriftlichen Kräfte im Geistesleben des Volkes
58-61
Nachwort
[62]
Register
[63]-64
Rückseite